«Vergebung gegen Hass»

Sri Lanka: Ruwan* ist ein Pastor und ständig erlebt er bei Gottesdiensten Gewalt. Doch sein Umgang damit erstaunt seine Angreifer.

Es beginnt bei einem Gebetstreffen. Plötzlich stehen zwei Hindu-Priester in Begleitung von Polizisten vor dem Gebäude und verlangen, dass die Veranstaltung beendet wird. Nachher legt Ruwan Beschwerde dagegen bei mehreren Behörden ein. «Ihr provoziert Angriffe», sagt man dort zu ihm, «und wir können für eure Sicherheit nicht garantieren.»

Am nächsten Sonntag predigt Ruwan gerade in einer Gemeinde, als er angerufen wird. In einer Kirche sind die 25 Kirchenmitglieder von fast 100 Angreifern überrascht worden. Mit Messern und Macheten ist auf sie eingestochen worden. Fast alle sind verletzt, acht von ihnen schwer. Ruwan ist vor der Polizei am Tatort. Diese lässt sich Zeit – und als sie endlich eintrifft, macht sie nichts. Ruwan bringt die Verletzten ins Spital. Und noch im Spital gehen die Angriffe weiter. Ein Mann rennt auf ein verletztes Mädchen zu und beginnt, sie zu würgen. Ruwan und die anderen christlichen Männer werfen sich gegen ihn und können ihn vertreiben.

In der Zwischenzeit hat sich die Meute neu gesammelt und ist auf dem Weg zu einer weiteren Kirche. Ruwan sagt: «Ich und meine Frau hörten davon und eilten dorthin. Wir wurden brutal verprügelt. 30 weitere Personen waren verwundet, vier mussten ins Spital. Doch bereits am nächsten Tag mussten sie das Spital wieder verlassen. Die Behörden wollten den Eindruck eines ernsten Vorfalls vermeiden. Alle vier leiden bis heute an den Folgen ihrer Verletzungen; auch ich habe seither Probleme mit meinen Händen.»

Nach all diesen schockierenden Erlebnissen bekommt Ruwan Rechtsbeistand durch die HMK. Gemeinsam mit einer Anwältin klagt er die Angreifer an. Und tatsächlich – sie werden vor Gericht gebracht. Der Richter erkennt sie sogar als schuldig an. Und er greift zu einer ungewöhnlichen Methode: Ruwan und seine Anwältin sollen Strafe und Entschädigung festlegen.

Das wäre die Chance – Geld für all die Menschen, die ihr Leben lang gesundheitlich leiden werden und eine lange Haftstrafe für die aggressiven Angreifer.

Doch Ruwan reagiert anders. «Bitte bestrafen Sie die Täter nicht. Wir haben ihnen vergeben und hegen keinen Hass gegen sie.»

*Symbolbild, Name von der Redaktion geändert.