«Unser Treffen stand auf Messers Schneide»

Schon in jungen Jahren begibt sich Raschid* auf die Suche nach der Wahrheit und dem Sinn des Lebens. Dank dem damals neuen christlichen Satelliten-TV auf Arabisch erfährt er von Jesus und übergibt ihm sein Leben. Heute erzählt er anderen von seinem Glauben. Durch seinen Dienst kommt er regelmässig in Kontakt mit Menschen, die mehr über Jesus, die Bibel oder den christlichen Glauben wissen wollen. Einige wollen Fragen zum Glauben stellen, andere sind an einer Bibel interessiert, wieder andere sind schon gläubig und wollen andere Christen kennenlernen.

Eines Tages erhält Raschid einen Anruf von einem Mann, der Gott sucht. Sie verabreden sich in einem öffentlichen Café. Doch kann er ihm wirklich vertrauen? Hin und wieder wird Raschid nämlich von radikalen Muslimen oder Agenten der Behörden kontaktiert, die ihn ausspionieren wollen. Dennoch machte er sich auf, um den Mann persönlich zu treffen.

Die beiden treffen sich am abgemachten Ort und setzen sich zusammen an einen Tisch. Sie fangen an, miteinander auszutauschen. Schon nach kurzer Zeit wechselt das Gespräch von distanziert zu freundlich. Es stellt sich heraus, dass der mysteriöse Mann früher Polizist war. Er erzählt: «Nach der Pensionierung begab ich mich auf die Suche nach der Wahrheit. Nun bin ich schon länger mit Jesus unterwegs. Meine innere Leere ist einer unfassbaren Freude gewichen. Aber ich war überzeugt, weit und breit der einzige tunesische Christ zu sein.» Auch er habe bezweifelt, ob Raschid wirklich Christ ist. Umso mehr freue er sich zu erfahren, dass Raschid Tunesier und Christ ist, genau wie er!

Doch plötzlich bewegt sich der Mann abrupt. Ein Messer mit einer langen Klinge fällt aus seiner Manteltasche. Rashied erstarrt. Fragende Blicke kreuzen sich. Hastig steckt der Mann das Messer wieder weg. Verlegen entschuldigt er sich. Raschid atmet erleichtert durch und beruhigt den Mann. «Ich kann deine Vorsicht gut verstehen. Das Treffen hätte schliesslich für dich wie auch für mich eine Falle sein können.»

In Tunesien ist die Situation für Christen weniger schlimm ist als in einigen anderen islamischen Ländern, aber dennoch kann es lebensgefährlich sein, den Islam zu verlassen. Weitere Probleme sind die Wirtschaftskrise, die Flüchtlingsströme aus Subsahara-Afrika und der damit verbundene starke Rassismus gegen die Migranten. Neben seinem Dienst für Christen liefert Raschid auch Lebensmittel an die Ärmsten. Viele von ihnen sind junge Flüchtlinge, die wegen dem Rassismus und der Wirtschaftskrise keine Arbeit finden.

*Symbolbild, Name von der Redaktion geändert.