«Schon als Kind trank ich»

Südostasien: Anchali* hat keine einfache Vergangenheit – und dennoch hat sie mit Gottes Hilfe Heilung erlebt.

«Ich wurde in einem kleinen, traditionellen Dorf in Thailand geboren. Mitten auf dem Land. Leider war meine Mutter nicht dazu in der Lage, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. Um der Realität zu entkommen, nahm sie Opium und Heroin. Wir drei Kinder hatten drei verschiedene Väter.

Was andere Menschen unter Familie verstehen, lernte ich leider nie kennen. Ich kannte weder Freude noch Geborgenheit. Ich kenne nur, wie es ist, wenn alles schwierig ist. Wie das Überleben in einem Kriegsgebiet.

Schon als kleine Kinder tranken meine Schwester und ich Alkohol, um Frieden zu finden – oder um zu vergessen. Morgens konnten wir dann kaum aufstehen, weil wir so benommen waren.

Die Leute redeten schlecht über uns. Über mich – ich sei eine Alkoholikerin. Das machte mich sehr traurig. In unserem Dorf glaubt man an Geister. Um die Geister zu besänftigen, muss man ihnen ständig Opfergaben geben. Alkohol, oder Hühner, und sogar ganze Schweine. Wenn jemand so viel Pech hat wie meine Familie, dann muss man den Geistern sehr viele Geschenke geben, damit sie einen in Ruhe lassen. Ich wurde nicht in Ruhe gelassen: Als ein neuer Mann bei meiner Mutter einzog, wollte er keine Kinder im Haus. Wir sollten weg. Ich war zehn Jahre alt, meine Schwester zwölf.

Wo sollten wir hin? In unserem Dorf gab es eine kleine christliche Hauskirche. Sie nahmen uns auf und waren freundlich zu uns. Das kannten wir beide gar nicht. Ich war sehr erstaunt, als ich feststellte, dass die Christen den Geistern nicht opferten. Stattdessen behielten sie ihre Tiere, und konnten sie sogar noch vermehren. Sie lebten frei, ohne Angst, und das beeindruckte mich sehr.

Und dann geschah ein Wunder: Wir bekamen Platz in einem christlichen Kinderheim. Hier konnten meine Schwester und ich von vorne anfangen. Wir lernten sehr viel über das Leben und über Gott. Ich habe erfahren: All das Schwierige, das ich erlebt habe, stärkt mich. Denn mit meiner Erfahrung kann ich anderen helfen, denen es ähnlich geht. Ich bin sehr dankbar dafür.»

*Symbolbild, Name von der Redaktion geändert.