«Eine Bibel für die Awaren»

Nordkaukasus: Steile Berggipfel, raue Natur, verstreute Dörfer – im Norden des Kaukasus, wo Russland an Georgien und Aserbaidschan grenzt, herrscht Misstrauen. Nicht zu Unrecht: Hier leben Awaren, Tschetschenen und noch viele andere Volksgruppen. Sie gehören zum russischen Staat, wurden von diesem aber schon seit Jahrzehnten schlecht behandelt. Zwangsumsiedlungen, Diskriminierungen, Unterdrückung. Und jetzt kommt eine Gruppe von Bibelübersetzern, die von der Freiheit des christlichen Glaubens spricht. Darf man dieser neuen Lehre vertrauen? die Möglichkeit geben, Freiheit im christlichen Glauben kennenzulernen, indem sie die Bibel in ihre Sprache übersetzt.

Dagestan – so heisst die bergige Region, in der über 900.000 Awaren leben. Sie sind die grösste ethnische Gruppe dieser autonomen Region. Vor etwa tausend Jahren waren sie christlich, konvertierten aber als eines der ersten Völker im Gebiet zum Islam. Heute ist der Islam für diese Minderheit Teil ihrer Identität. In Russland werden etwa hundert verschiedene Sprachen gesprochen; in acht davon gibt es eine vollständige Bibel. In vielen Gebieten herrscht grosser Widerstand gegen das Wort Gottes.

Schon seit den 90er-Jahren gibt es immer wieder Übersetzungen von Bibeltexten ins Awarisch. Mittlerweile existieren drei Evangelien, die Apostelgeschichte, und einzelne Bücher aus dem Alten Testament in dieser Sprache. Und doch gibt es verschiedene Hindernisse.

Zum einen hat das Coronavirus unsere Mitarbeiter vor Ort stark getroffen. Einige, die an den Übersetzungen beteiligt waren, starben an den Infektionen. Eine Mitarbeiterin verstarb an Krebs, der aufgrund der vielen Restriktionen unerkannt blieb. Zum anderen mussten weitere Mitarbeiter das russische Territorium verlassen. Sie hatten sich kritisch zur Kriegserklärung an die Ukraine geäussert. Daraufhin wurden sie von den Behörden unter Druck gesetzt und mussten in andere Länder evakuiert werden.