«Sie versuchten, mich zu erschiessen»

Pakistan: Sabeen* wurde als Christin in Pakistan bereits mehrmals verwundet und verletzt. Und doch gibt sie nicht auf. Sie erzählt ihre Geschichte: «Ich kam in einer sehr wohlhabenden Familie zur Welt. Zu Hause hatte ich nie das Gefühl, dass ich ein Mädchen sei, denn ich wurde genauso geliebt wie Knaben in unserer Kultur.  

Sobald ich alt genug war, um die Moschee zu besuchen, trug mich mein Grossvater auf seinen Armen dorthin. Er war Dorfältester und ohne seine Einwilligung konnte nicht einmal die Polizei unser Dorf besuchen. Wenn es Probleme gab, kamen die Leute immer zuerst zu ihm. Wenn wichtige Angelegenheiten besprochen wurden, konnte ich oft meinem Grossvater und anderen älteren Männern zuhören. Ich denke, Gott benutzte diese Zeiten, um mir Weisheit zu schenken.  

Als ich in die siebte Klasse ging, wurde ein christliches Mädchen in unsere Schule aufgenommen. Zuerst ärgerte ich mich und beschwerte mich bei den Lehrern über sie. Aber als mein Grossvater krank wurde und später starb, zerbrach meine Welt. Ich begann, mich mit dem christlichen Mädchen zu unterhalten, und bat sie um eine Bibel. Ich fing an, einzelne Abschnitte in der Bibel zu lesen.  

Einige Zeit später nahm ich an einem Kricket-Spiel teil. Plötzlich spürte ich starke Schmerzen in der Brust und wurde ins Krankenhaus gebracht. Die Ärzte stellten ein Problem mit einer Herzklappe fest und konnten mir keine Lösung anbieten. Auch ein Besuch einer Spezialklinik brachte keine Verbesserung.  

Als ich wieder nach Hause kam, verschlechterte sich mein Zustand weiter. Ich war oft nur noch halb bei Bewusstsein. Da kamen mir verschiedene Bibelstellen wieder spontan in den Sinn. Ich sagte laut zu Jesus, «Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist und du tatsächlich heilen kannst, dann mache mich gesund. Ich werde dann an dich glauben.» Mein Vater sass an meinem Bett und hörte meine Worte. Ich wurde auf wundersame Weise geheilt! Von dem Moment an glaubte ich an Jesus.  

Mein Vater wusste bereits, dass ich mein Leben Jesus übergeben hatte, aber er behielt es für sich. Als meine Mutter und mein Bruder davon erfuhren, wollten sie mich zur Rückkehr zum Islam zwingen. So fesselten sie mich zum Beispiel an einen Stuhl und alle, die an mir vorbeikamen, schlugen mich. Sie suchten immer wieder neue Wege, um mir Schmerzen zuzufügen und mich zur Umkehr zu bewegen. 

Aber in all diesen schweren Zeiten spürte ich Gottes Gegenwart, genauso wie in dem Moment, als er mein Herz geheilt hatte. Sie versuchten mich sogar zu erschiessen, aber auch das misslang. 

Schlussendlich arrangierten sie eine Zwangsheirat mit einem meiner Cousins. Ich ergriff die Flucht und musste über eine mit Glasscherben bewehrte Mauer klettern. Ich blutete am ganzen Körper und rannte wie eine Verrückte.  

Es gelang mir, das Haus eines Pastors zu erreichen. Dieser beschaffte mir einen Zufluchtsort und dann auch die Möglichkeit, eine Bibelschule zu besuchen. Ich freute mich, Gott so besser kennenlernen zu dürfen.  

Als ich kurz vor dem Abschluss der Bibelschule stand, besprach ich meine weiteren Möglichkeiten mit dem Direktor und seiner Frau. Gott führte mich in ein Dorf, wo ich zuerst gar nicht bleiben wollte. Alles sah trüb und schmutzig aus, aber ich spürte einen tiefen Frieden. Sobald ich wieder in der Stadt zurückgekehrt war, verlor ich diesen Frieden. Also ging ich wieder in das Dorf zurück. Ich nahm an den Gottesdiensten teil und erzählte biblische Geschichten oder Bibelverse, die mir Gott aufs Herz legte. So begann mein Einsatz für Gott. 

Ich denke oft an meine Familie und mein Volk. Sie leben in Dunkelheit, weit weg vom Evangelium. Mein Herzenswunsch ist, anderen Menschen Zugang zum Evangelium zu schenken. Inzwischen haben rund 150 Familien Jesus als ihren Herrn und Erlöser angenommen. Ich möchte auch gezielt verfolgte Christen unterstützen. Im Moment arbeite ich mit zehn Familien, die ihr Zuhause und all ihre Sachen verloren haben. Sie werden wegen ihres Glaubens an Christus ausgegrenzt und können nirgendwo eine Arbeit finden.  

Ich wünsche mir ein einfacheres Leben für sie. Aber noch mehr wünsche ich ihnen, dass sie Gottes Gnade und Gegenwart immer wieder neu erfahren.»