«Ich hatte fast den Mut nicht»

Südostasien: Sollte sie hingehen oder nicht? Gott hatte doch gesagt, sie brauche keine Angst zu haben. Aber was, wenn es eskalieren würde? Istian* war voller Zweifel. Sie war gefragt worden, ob sie eine Weihnachtsfeier für Kinder leiten würde. Sie studiert praktische Theologie in einem muslimischen Land in Südostasien. Und sie weiss, dass eine solche Veranstaltung schnell Schwierigkeiten verursachen kann. Was sollte sie tun?

Istian ist eine der knapp dreihundert Studentinnen und Studenten, die an sechs Ausbildungsstätten in Indonesien lernen, wie sie Gemeinden gründen und leiten können. Sie lernen Gott und die Bibel besser kennen und erfahren nebenher, wie sie sich selbstständig machen können, um finanziell unabhängig zu sein. Die junge Frau war mitten im Studium, als sie gefragt wurde, ob sie an der Weihnachtsfeier sprechen würde. Man sagte ihr, Kinder aus islamischen Familien seien eingeladen worden. Sie könne ihnen vom grossartigen Gott erzählen, über den sie gelernt hatte. Istian sagte zu, aber je näher der Termin kam, desto unsicherer wurde sie. Sie hatte Angst. Und das ist verständlich, denn Istian lebt in einem Land, in dem die meisten muslimisch sind.

Offiziell ist Istians Heimatland ein toleranter Staat – hier sollen alle Minderheiten und Religionen respektiert werden. Das ist in dem Staat der vielen Inseln auch nötig, denn viele verschiedene Sprachgruppen, Kulturen und Religionen leben dort nebeneinander. Nur leider ist Toleranz nicht im Alltag zu spüren. In den letzten Jahren hat sich eine nationalistisch-muslimische Strömung durchgesetzt und Christen wie Istian werden diskriminiert. Wer öffentlich von seinem Glauben an Jesus erzählt, kann grosse Probleme bekommen. Ein YouTuber, der auf seinem Kanal auf den christlichen Glauben aufmerksam machte, wurde beispielsweise kürzlich gefangen genommen und im Gefängnis von Beamten schwer misshandelt.

Diese Geschichten kannte Istian – und wusste: sollte sie zu diesen fremden Kindern sprechen, könnten sie ihren Eltern davon erzählen. Istian betete. Sie bat Gott, ihr Ruhe und Gewissheit zu geben. Sie ging auch auf die Direktorin ihrer Schule zu, die ebenfalls für sie betete. Istian konnte kaum schlafen, als der Termin näher rückte. Sie betete immer wieder. «In einem Moment spürte ich, wie plötzlich Liebe in mir aufkam. Liebe für diese Kinder. Und da entschied ich mich endgültig, dass ich hingehen wollte», sagt sie.

Als sie bei der Weihnachtsfeier eintraf, sassen die Kinder schon gespannt und ruhig auf ihren Stühlen. Istian fühlte sich direkt viel leichter. «Ich spürte, wie dankbar die Kinder waren, dass ich gekommen war», sagt Istian später. Sie erzählte eine biblische Geschichte und berichtete freimütig, wie sie Gott im Alltag erlebt. Am Schluss betete sie für die Kinder und mit ihnen, und viele schlossen sich dem Gebet an. Einige der Kinder waren so offen für das, was Istian sagte, dass sie auch an Jesus glauben wollten. Istian ging beschwingt und leichten Herzens aus diesem Treffen. Gott hatte sie vorbereitet und benutzt, um diesen Kinder eine neue Perspektive zu geben.

*Symbolbild, Name von der Redaktion geändert.