«Es gibt keine Bibel in meiner Sprache»

Nordkaukasus: Das Hochland zwischen dem Kaspischen und Schwarzen Meer ist divers. Über Jahrtausende ist eine ethnische, kulturelle und sprachliche Vielfalt entstanden. In diesem Gebiet leben kaum Christen – einerseits, weil die Bergdörfer isoliert sind, andererseits wegen der islamischen Prägung. Und es gibt keine Bibel in der einheimischen Sprache.

Eva* ist jahrelang die einzige Bibelübersetzerin ihrer Sprache. Dazu benutzt sie den Namen «E.», denn ihr Umfeld ist streng muslimisch. Sie ist keine Christin, aber die Bibel fasziniert sie: «Oft hoffe ich, dass ich so schnell wie möglich von der Arbeit nach Hause kommen und weiterübersetzen kann.» Doch negative Haltungen nehmen zu. Aus Angst gibt sie die Arbeit auf.

Josef*, ein renommierter Linguist und engagierter Muslim, erhält ihre Übersetzung. Und er spürt: dieses Buch ist wichtig für seine Sprache und Kultur. Darum führt er ihre Arbeit weiter – mit dem Decknamen «J.»

Josef und Eva kennen sich beruflich seit über 20 Jahren. Spontan fragt Josef: «Eva, kennst du eine E., die die Bibel übersetzt?» Eva zögert, dann sagt sie: «Ja, das bin ich.» Josef erwidert: «Das wusste ich gar nicht. Ich bin J.!» Beide lachen überrascht. Und Eva fasst neuen Mut, die Bibel in ihre Sprache zu übersetzen. Heute sind sie ein eingespieltes Team.

*Symbolbild, Name von der Redaktion geändert.