«Ich bin glücklich»

Ukraine: Elisey Pronin und seine Frau Oksana leiten eine Gemeinde in Lwiw, Ukraine. Sie sind lokale Partner der HMK Schweiz. Als Flüchtlinge aus dem Osten der Ukraine starteten sie in den letzten Jahren in ihrem Gemeindegebäude ein Flüchtlingslager, ein ganzheitliches Traumazentrum für Erwachsene und Kinder sowie eine Jüngerschaftsschule. Ihre Leidenschaft ist es, Menschen zu Jüngern Jesu zu machen.

Elisey und Oksana, wie geht es euch?
Elisey: Uns geht es gut und unsere Arbeit läuft gut. Wir stehen aufgrund des Krieges vor vielen Problemen. Aber gleichzeitig sehen wir, wie Gott in diesen schwierigen Umständen neue Möglichkeiten schenkt. Unser Kinderdienst ist ein Beispiel für diese offenen Türen: . Wir können die nächste Generation der Ukrainer prägen– das ist so wichtig und lebensverändernd. Es erfüllt mich mit Freude, ein Teil davon zu sein. Ich kann sehen, wie Gott wirkt, und das macht mich glücklich. Und manchmal fühle ich mich schuldig, weil ich mich frage, ob ich in einer solch schrecklichen Situation so glücklich sein darf.

Warum würdest du sagen, dass du glücklich bist?
Oksana: Wenn Gott uns eine Vision gibt und diese kann realisiert werden, dann fühlen wir uns gut. Es hilft, dass mein Mann und ich jeden Tag so nehmen, wie er kommt. Wir wissen nicht, was morgen passieren wird. Wir leben im Jetzt.

Elisey: Meine Frau und ich haben in den letzten Kriegsjahren unsere Perspektive geändert. Wir denken nicht mehr so sehr über Stabilität oder Garantien nach.

Elisey, wie wirkt sich der jahrelange Krieg auf deine Gefühle aus?
Elisey: Wenn man etwas sehr Kaltes oder etwas sehr Heisses in den Mund nimmt, fühlt man sich taub. So fühle ich mich im Krieg.

Aber du sagst, du bist glücklich – wie ist das möglich?
Elisey: Mein Glück hat tiefere Wurzeln. Es geht nicht darum, wie ich mich fühle, sondern darum, an wen ich glaube.

Wie hat der Krieg deine Sicht auf Gott verändert?
Elisey: In mir hat sich eine Art Wandel vollzogen. In den letzten Jahren habe ich einige seltsame Bibelverse entdeckt. Sie haben mich überrascht. Zum Beispiel die Stelle, in der Salomon im Tempel betete und der Tempel von Rauch und Dunkelheit erfüllt war. Und Salomon sagte: «Gott will in der Dunkelheit wohnen» (1. Könige 8,12). Oder die Bibelstelle, in der Moses auf dem Berg war und die Menschen, die sich in der Nähe des Berges befanden, Wolken und Dunkelheit auf dem Gipfel sahen. Normalerweise lernen wir, dass Gott Licht ist. Ich begann, über Gott und Dunkelheit nachzudenken. Mein Verständnis ist jetzt, dass Gott etwas Geheimnisvolles an sich hat. Ich habe früher immer versucht, ein Mensch zu sein, der Gott versteht und theologische Fragen gründlich erklären kann. Aber jetzt lasse ich mehr Raum für die Fragen der Menschen, die wirklich suchen.

Was ist der Schwerpunkt deiner Arbeit?
Elisey: Wir konzentrieren uns auf drei Dinge. Erstens: Jüngerschaft in unserer Gemeinde. Die Hälfte unserer ehemaligen Gemeindemitglieder hat die Ukraine verlassen. Das waren Menschen mit einem starken Glauben und guten Führungsqualitäten. Jetzt sind neue Menschen in unsere Gemeinde gekommen. Sie müssen wachsen, damit sie zu starken Leitern werden. Wir haben sogar ein Buch, in dem wir für verschiedene Generationen erklären, wie Jüngerschaft gelebt wird – das ist unser zweites Ziel: dass viele junge und alte Christen diese Ressource in ihren Gemeinden und Kleingruppen nutzen. Der dritte Schwerpunkt ist unser Kinderzentrum. Mit Hilfe der HMK haben wir unser Gemeindegebäude erweitert. Wir haben jetzt mehrere Klassenzimmer, in denen Kinder nähen, Englisch sprechen, Bildhauerei erlernen oder Kunsttherapie und psychologische Hilfe erhalten. Wir haben ein Team von 15 professionellen Lehrerinnen und Lehrern, die in kleinen Gruppen unterrichten. Insgesamt nehmen über 100 Kinder im Alter von 3 bis 15 Jahren an unseren Kursen teil.

Wie haben Spenden aus der Schweiz den Menschen geholfen?
Elisey: Mit den Spenden konnten wir in unserem Gebäude ein zweites Stockwerk mit einem Flüchtlingszentrum für 100 Personen sowie Klassenzimmern bauen. Ausserdem konnten wir unter unserem Haus einen Luftschutzbunker errichten. Da wir uns in unmittelbarer Nachbarschaft zu Militärzentren befinden, ist unser Gebiet einem hohen Risiko von Bombenangriffen ausgesetzt. Der Luftschutzbunker gibt uns endlich die Möglichkeit, die Kinder und unser Team während Bombenangriffen zu schützen.

Wie können wir für dich und die Ukraine beten?
Elisey: Bitte betet für unsere Gemeinde. Wir brauchen starke und stabile Mitarbeitende und Älteste. Betet auch dafür, dass wir unser Kinderzentrum erweitern können. Zudem möchten wir unseren Luftschutzbunker in einen Physiotherapieraum für Invalide und Behinderte erweitern. Das ist unser Traum. Wir müssen dafür eine Fussbodenheizung einbauen. Betet, dass unser Buch über  Jüngerschaft unter den Christen in der Ukraine verbreitet wird und dass es vielen Menschen hilft. Betet für Frieden und dafür, dass meine Familie und ich gesund und am Leben bleiben. Vielen Dank für eure Gebete.

Nach diesem Gespräch verstarb Oksanas Vater nach langer Krankheit. Bitte betet auch für die trauernde Familie.

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